“Ich möchte bitte das richtige Spanisch lernen, also neutrales Spanisch“
Diese Bitte höre ich häufig von Spanischlernenden, die noch nicht so genau wissen, wo ihre Reise hingehen soll oder einfach gerne breit aufgestellt wären und sich alle Türen offenhalten möchten. Der Wunsch ist absolut verständlich, jedoch leider nicht erfüllbar. Das liegt ganz einfach daran, dass es das eine, das richtige Spanisch überhaupt nicht gibt. Jedes spanischsprachige Land hat seine eigenen Ausdrücke, Vokabeln und grammatikalischen Besonderheiten, die aber nicht als Dialekte bezeichnet werden können, weil sie allgemein gültig sind, auch in offiziellen Kontexten verwendet werden und auch schriftlich existieren. Das bedeutet für uns als Spanischlernende, dass wir uns zumindest ein bisschen einschränken müssen, da es häufig für ein Wort auf Deutsch vier oder fünf verschiedene Wörter auf Spanisch gibt, je nach Land. Auch die Grammatik ändert sich teilweise stark. Das in Spanien gebräuchliche „vosotros/vosotras“ für die zweite Person Plural wird häufig als die einzige Form unterrichtet, existiert jedoch in Lateinamerika in keinem einzigen Land. Im Gegensatz dazu wird eine Form, der „Voseo“, der in vielen Ländern und Regionen Lateinamerikas standardmäßig verwendet wird, im Unterricht meist nicht behandelt.
Diese sogenannte Plurizentrik macht es einerseits mühsam die neue Sprache zu lernen, andererseits ist es auch spannend zu sehen, wie teilweise Formen von anderen Sprachen beeinflusst werden oder sich auch das Vokabular je nach Traditionen und Kultur im jeweiligen Land ändert.
Es ist wichtig sich zu überlegen, welche Länder und Regionen des spanischen Sprachraums besonders interessant sind, um gezielter das zu lernen, was man wirklich benötigen wird. Mit meinen Erfahrungen versuche ich diese Bedürfnisse individuell zu unterstützen und möglichst immer das anzubieten, was jede und jeder meiner Schüler_innen braucht.